Gedanken zur Kreuzungszucht


2006: aus Mangel an Zuchtmaterial wurden damals noch aus "Anlageträgern" (Hybriden) Bartkaninchen herausgezüchtet.
2006: aus Mangel an Zuchtmaterial wurden damals noch aus "Anlageträgern" (Hybriden) Bartkaninchen herausgezüchtet.

 

Um den Fortbestand der Rasse zu garantieren, wurden bereits in Belgien immer wieder Einkreuzungen vorgenommen. Durch Rückverpaarung wurde die Rasse wieder stabiler und konnte so jahrzehntelang in kleinen Beständen erhalten werden.

Mit den Folgen unsachgemäßer Einkreuzungen müssen jedoch noch heute viele Zuchten kämpfen. Das Auftreten von Fehlfarben ist nach wie vor weit verbreitet. Auch wenn solche andersfarbigen Tiere auch ihren besonderen Reiz haben, so sind sie in der Leistungszucht doch unerwünscht. 

Wie schwer es ist, eine vererbte Silberung wieder los zu werden, davon können unzählige Züchter ein Lied singen. Neben farblichen Abweichungen sehe ich die größte Gefahr in der Veränderung des eigentlichen Bartkaninchen-Types. Die unglückliche Einkreuzung der Rasse Graue Wiener macht dies besonders deutlich:

- gedrungene Körperform

- gewölbte Nasen-Stirnpartie

- dünne, faltige, schmale, schwach behaarte Ohren

- bissiger Charakter

- Verschwinden des ruhigen Wesens

 

Mein Vorschlag: wer keine Bartkaninchen kennt, soll sich mit Empfehlungen hinsichtlich des Einkreuzens von Grauen Wienern zur Verbesserung der Körperform möglichst zurückhalten! 

DAS ALLES HATTEN WIR SCHON UND AUCH DIE NEGATIVEN FOLGEN !!!

 

Wieso hat heuzutage kein Züchter mehr die Geduld, rein durch Selektion die Körperform zu verbessern??? Ist denn niemandem bekannt, dass er durchunsachgemäßes Einkreuzen der Rasse mehr schadet als nützt??

Wer ist denn bereit, die Verdrängungszucht bis zur 5. Generation zu betreiben und die anfallenden Kreuzungstiere rigoros zu schlachten und nicht in Umlauf zu bringen??? 

Meine Befürchtungen sind nicht aus der Luft gegriffen: F1- Bastarde werden bereits auf verschiedenen Internet Marktplätzen zum Verkauf angeboten!!! Auch wenn in der F2 bereits reinerbige Bartkaninchen fallen, der Blutanteil der eingekreuzten Rasse ist noch immer sehr hoch. Da kaum ein Züchter den regulären Weg der angemeldeten Kreuzungszucht geht, sind diese F2 Tiere auch nicht durch ein K gekennzeichnet und optisch auf den ersten Blick nicht von einem normalen Bartkaninchen zu unterscheiden. Die Überraschung folgt meistens ein paar Generationen später.

 

Wie gesagt: da auch in Bayern nur mehr wenige Bartkaninchen vorhanden waren, haben auch wir auf Tiere aus dem Norden zurückgegriffen, um unsere Zucht zu erweitern. 

FAZIT: Rein durch Selektion auf Körperform haben sich Gererationen nach der Einkreuzung der Rasse Graue Wiener wieder vermehrt Wiener- Typen in der Zucht breit gemacht mit allen negativen Eigenschaften wie oben erwähnt.

 Ich möchte mir gar nicht vorstellen, wo die Zucht enden wird, wenn F2 x F2 Typen verpaart werden - eventuell oftmals unwissentlich.

 

WOLLEN WIR WIRKLICH WIENER MIT FRANSEN?????????????????

 

Ich nicht. Preisrichter haben die Vorstellung, Bartkaninchen seien "Wiener mit Fransen". Es liegt an uns Züchtern, ihnen immer wieder aufzuzeigen, dass dies nicht so ist. Nicht der schnelle Erfolg bei einer Ausstellung sollte unser züchterisches Ziel sein, sondern die Verbesserung der Rassemerkmale, ohne mit der Brechstange zu agieren. 

 

Langgestreckte Typen, breiter Ohrenansatz, gut behaarte Ohren, ein spitzer, langer Kopf mit flachem Nasenrücken - das sind die Grundmerkmale, die durch den Tunnelblick "runde Körperform" vollkommen verloren gegangen sind. Ich bin wieder auf der Suche danach, auch wenn es dafür einen Punkteabzug gibt...